Zwanzig Jahre Parkway Drive – mittlerweile sind es sogar schon 22 – und die Band gibt auf ihrer Jubiläumstour alles. Der erste Teil der “20 Year Anniversary Tour” in Europa ist bereits Geschichte, aber Ende Oktober geht es weiter mit der Reise durch ihre stetig wachsende Diskographie, nostalgischen Momenten mit Songs von ihrem Debüt-Album Killing With A Smile und einer bombastischen Show.
Das neueste Album der Band, Darker Still, hat nun auch schon drei Jahre Zeit gehabt, in deiner Playlist zu laufen. Noch vor der Veröffentlichung der Platte haben wir 2022 ein Interview mit Sänger Winston McCall geführt und mit ihm einen Deep Dive zu Darker Still und der Verbindung des Albums mit ihren frühen Jahren und Killing With A Smile zu machen. Drei Jahre später wollen wir nochmal einen Blick zurückwerfen, denn mittlerweile ist das Album so richtig im Ohr angekommen. Im Angesicht des Jubiläums ist vor allem spannend, dass das Konzept von Darker Still schon seit der Bandgründung im Kopf von Parkway Drive herumgespukt hat. Im Gespräch gibt Winston McCall mehr Input dazu!

Foto: @juulia_knipst
Was ist die grundlegende Bedeutung hinter dem Titel „Darker Still“?
„’Darker Still’ basiert auf dem Konzept der ‘Dark Night of the Soul’ (dt: ‘Die dunkle Nacht der Seele’) – einem esoterischen Gedanken, der beschreibt, dass man an einen Punkt im Leben gelangt, an dem man mit einem Ereignis oder einer Begegnung konfrontiert wird, die alles bis ins Innerste zerstört – dein Selbstverständnis, dein Glaubenssystem und alles, was dich als Person ausmacht und definiert. Du bleibst mit einer Leere zurück – und es beginnt die Reise, die danach folgt: hin zu einem neuen Leben und einem neuen Gefühl dessen, wer du bist. Diese Reise durch die Dunkelheit.
Als wir dann daran gearbeitet haben – ich hatte bereits den Titel – dachte ich: ‚Ich weiß, das letzte Album war schon ziemlich düster, aber dieses hier wird noch dunkler (eng: darker still) erzählt. Denn so ist das Leben. Je mehr du vom Universum um dich herum begreifst, desto kleiner du dich fühlst, desto beängstigender alles wird, desto isolierter du bist, desto näher am Tod – du gehst nie rückwärts. Einfach zu sagen: ‚Schau ins Licht, sei glücklich!‘ ist kein gesunder Weg. Das bringt dir keine Erfüllung. Du musst in die Dunkelheit blicken, sie verstehen, die Welt auf eine andere Weise wahrnehmen, hindurchgehen und sie erfahren, um schließlich an einen Ort echter Freude und eines echten Gefühls von Erfüllung zu gelangen. Und das ist es – es wird immer dunkler. Und das ist nicht unbedingt schlecht – es ist einfach.“
Im Vergleich zu eurem ersten Album „Killing With A Smile“ – wie haben sich aus deiner Sicht eure Musik und die Band verändert?
„Massiv. Ich meine, die Band – das sind wir. Diese Musik ist ein Spiegel dessen, was wir geben, und jedes Mal, wenn wir etwas geben, geben wir ein Stück von uns selbst an diese Band. Es kostet dich einen Teil von dir selbst, das zu erschaffen – du steckst Blut, Schweiß, Tränen, Zeit, Leidenschaft, Inspiration und alles hinein. Das sind 20 Jahre menschliches Wachstum. [...] Wir vergessen nichts von dem, was wir tun. Es geht zu keinem Zeitpunkt darum, etwas zu ersetzen – es geht darum, darauf aufzubauen. Wir wären nicht in der Lage gewesen, das Album zu machen, das wir jetzt gemacht haben, wenn wir nicht ‘Killing With A Smile' gemacht hätten. Und ‘Horizons’, und ‘Deep Blue', und ‘Atlas’, und ‘Ire’ und 'Reverence'. Das alles ist Teil dieses Wachstums, dieses Prozesses, der unseren Charakter formt. [Zeigt mit der Hand:] Killing With A Smile ist hier, das neue Album ist da drüben – dazwischen liegt ein ganzes Leben. Aber sie sind trotzdem miteinander verbunden.“
Ihr habt gesagt, dass „Darker Still“ die Vision ist, die Parkway Drive schon seit der Gründung der Band vor Augen hatte. Was genau meint ihr damit – und warum ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür?
„Es gibt einen Unterschied zwischen der Zeit, als wir die Band gegründet haben – mit der Musik, die wir damals gehört und bewundert haben – und dem, was wir tatsächlich erschaffen konnten. Dazwischen lag eine riesige Kluft aus Erfahrung und Wissen. Deshalb startet niemand einfach so mit einem Album wie dem ‘Black Album', gleich als erstes. Es braucht Zeit, um zu lernen, wie man solche Musikstücke erschafft, die man als ikonisch ansieht; die unglaubliche Meisterkreationen sind.
Wir haben das gemacht, was für uns erreichbar war und woran wir wirklich interessiert waren – etwas, das greifbar und nachvollziehbar war – und uns seitdem ständig weiterentwickelt. Die Musik, die wir am Anfang gemacht haben, haben wir geliebt und wir konnten uns sehr persönlich damit identifizieren, weil das einfach unser Standpunkt zu dieser Zeit war.
Das beste Beispiel, das ich geben kann: Jeffs Lieblingsalbum ist das selbstbetitelte Metallica-Album, das ‘Black Album'. Und das war noch sein Lieblingsalbum, als wir die Band gegründet haben. Wir haben immer noch darauf geschaut und uns gefragt: ‚Wie zum Teufel macht man Musik wie diese? Das ist etwas Besonderes.‘
Und auf diesem Album haben wir versucht, Dinge auf eine ähnliche Weise anzugehen – unseren Horizont zu erweitern, uns Dinge vorzustellen, die in ihrem Umfang und ihrer Natur diesem größeren Denken entsprechen. Es hat 20 Jahre Wachstum gebraucht, um überhaupt zu verstehen, wie man versucht, solche Musik zu erschaffen.“
Das komplette Interview kannst du dir hier ansehen: